Hella De Santarossa


Pressetext (28.2.05):

Hella De Santarossa zum "Auferstehungsfenster" in St.Florian, München Messestadt Riem

Die 120 m2 große Glaswand, die jetzt zur Ausführung kommt, wurde von Hella De Santarossa abschließend 2004 entworfen. Davor gab es noch andere Entwurfs- und Entwicklungsphasen, mit denen auch die Machbarkeit und Wirkung dieses einmaligen Kunstwerks umfangreich getestet wurde. Das Besondere an dieser Arbeit ist, daß hier Malerei und Skulptur, also 2. und 3. Dimension miteinander verschmelzen. Zusätzlich wird in die plastische Darstellung noch eine 4. Dimension eingearbeitet: die Zeit. Hella De Santarossa spricht von "crossart", eine ihr typische Eigenheit, Bewegung in ein scheinbar starres Korsett zu bringen. Auf eine weitere mit Hella De Santarossa's Arbeiten verbundene Dimension, Ton und Musik, wurde aus verständlichen Gründen verzichtet.

Um die 4. Dimension in ihrem Kunstwerk sichtbar werden zu lassen, sind in die Glasplatten nach einem ihr eigenen Entwurfs- und Berechnungsplan 387 Löchern gebohrt worden. Nach dem Einbau der Fensterteile werden hier skulpturale Elemente montiert. Diese bestehen aus 70 cm langen Acrylstangen, die vertikal angeschrägt, bis zur gläsernen Außenfassade (Thermowand) durchgeführt werden. Bei diesem einzigartigen Konzept wird so in brillanter Weise Licht über die vertikalen Acrylstäbe in den klosterhaftwirkenden Kirchenraum punktuell, Leuchtpunkten gleich, hereingeholt. Je nach Sonnenstand ändert sich so über den Tag verteilt das Farbspektrum des Kirchenfensters. Die runden Löcher bleiben als aufblinkende Punkte sichtbar. Das Fenster hat durch die gesuchten Farbzusammensetzungen zudem eine Tag- und Nachtlichtwirkung. Hella De Santarossa ist es sehr wichtig, daß man in der Dunkelheit in ein dunkles Fensterloch mit erkennbaren Strukturen schaut. Dieser Effekt wird durch betont eingesetzte Perlmuttfarben erzielt.

Eine weitere Besonderheit: im Kreuzbereich werden an drei ellipsenförmigen Löchern Glasleitfasern eingeführt, die am Tage des Patronaten der Kirche, St. Florian, am 4.Mai, einen Lichtkegel auf den Ambo bringen. Für diesen Arbeitsteil hat sich Hella De Santarossa der Hilfe Berliner Astronom-Archäologen versichert.

Malablauf:
Über den ausgelegten Glasplatten ist eine fahrbare Bühne gebaut, mit der Hella De Santarossa quasi über der gesamten Fläche schwebend, ihre eigene Technik einer "wilden, gestischen Malerei" anwenden kann. Diese Arbeitsbühne wird von Mitarbeitern entsprechend ihren Vorgaben bewegt. Somit kann auf der gesamten Glasfläche in einem Stück dynamisch, energetisch und sensibel zusammenhängend aus der Bewegung heraus gemalt werden.

Erst werden dynamisch mit Farbe angereicherte Wassereimer über die gesamt Fläche aus der Bewegung heraus verschüttet. Mit einem 2 m langen übergroßen "Pinsel" wird die Fläche anschließend bemalt, weitere Farbe geworfen, geschmissen, geschüttet, wieder weg gestrichen und in die auftrocknende Farbe hereingekratzt. Dabei nutzt sie den unterschiedlichen Abtrocknungszustand um neue Effekte zu erzielen. Manchmal lässt sie der Farbe ihren Lauf, dann wieder lenkt sie die Farben in bestimmte Laufrichtungen, im feuchten bis trocken Zustand wird die nächst Farblage aufgebracht, dazwischen werden mit Kartuschen dünne Strahlen aufgetragen, die vom Kreuz ausgehen, einen Schweif bilden. Sie gehen wie Kraftströme vom Kreuz aus. Das eigentliche Kreuz wird nicht gemalt. Es wird durch Abdeckung offen gelassen um die optische Tiefenwirkung durch speziell erprobte Brechung zu verstärken. Dieser Effekt aber wird erst nach dem Brand in der österreichischen Glashütte sichtbar.

Drei Wochen später wird Hella De Santarossa in der St.Florian Kirche in Riem auf der Thermowand (Außenfassade), die 60 cm von der Kunstwand entfernt ist, mit kalter Farbe malen. Dadurch wird eine Bild-Raumvertiefung gesucht und gewollt. Nach dem Brand findet im April die Montage der Glasplatten statt. In die ellipsenförmigen Löcher werden dann die skulptualen Elemente eingeführt und befestigt.

Mit dem "Auferstehungsfenster" unternimmt Hella De Santarossa den Versuch, die "Auferstehung" in Ihrer Dynamik und Aussagekraft in einer Mal-Licht-Skulptur auszudrücken.

Weitere Einzelheiten über das Projekt sowie das Fenstermodel finden Sie hier: St.Florian München Messestadt-Riem I.